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Auswirkungen von digitalen Medien auf Babys und Kleinkinder
01.09.2020
In den ersten zwei Lebensjahren machen Kinder entscheidende Entwicklungsschritte durch und nehmen mit allen Sinnen ihre Umgebung wahr. In dieser sensiblen Lernphase sind sie auf die besondere Unterstützung ihrer Bezugspersonen angewiesen. Durch die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern erhalten Babys Rückmeldungen für ihre Interaktionen, gewinnen an Sicherheit und lernen durch Nachahmung wichtige Alltagskompetenzen. So stärkt gemeinsames Spielen und Singen die Eltern-Kind-Kommunikation auf besondere Weise. Sind Eltern bei der Pflege und Betreuung ihrer Kinder ständig durch digitale Medien abgelenkt, kann dies zu Verunsicherungen beim Baby führen und sogar eine Bindungsstörung zur Folge haben. Sie haben zudem oft Schwierigkeiten beim Einschlafen und Füttern. Der ständige Blick der Eltern auf das Smartphone oder den laufenden Fernseher wird sich auch auf das spätere Medienverhalten der Kinder auswirken. Eltern sind auch in dieser Hinsicht Vorbilder für ihre Kinder.
Manche Eltern erhoffen sich durch den frühzeitigen Einsatz von digitalen Medien einen Entwicklungsvorsprung für ihr Kind. Das Gegenteil ist der Fall. Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass Lern-Apps, aber auch entsprechende Sendungen im Fernsehen keinen Nutzen für Babys und Kleinkindern haben, sondern ihr gesundes Aufwachsen vielmehr beeinträchtigen. Kleinkinder, die häufig und zu lange mit digitalen Medien konfrontiert werden, weil sie zum Beispiel selber am Handy der Eltern herumspielen dürfen oder ihnen der Altersgruppe entsprechende Spiele und Filme präsentiert werden, lernen verzögert und schlechter sprechen. Sie fallen später durch Hyperaktivität und Konzentrationsschwierigkeiten auf. Mangelnde Bewegung vor Computer und Fernseher kann zudem Übergewicht begünstigen.
Digitale Medien komplett aus dem Familienalltag zu verbannen ist unrealistisch und in einer globalen digitalen Welt auch nicht gewollt. Kinder müssen lernen mit diesen Medien umzugehen. Und hierzu brauchen Sie die Unterstützung der Erwachsenen. Angebote der Medienpädagogik sind in der Regel für Kinder ab dem dritten Lebensjahr ausgerichtet. Aber auch vor diesem Lebensalter sollten sich verantwortungsbewusste Eltern frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen und zum Beispiel ihr eigenes Medienverhalten kritisch hinterfragen.
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Hier gibt es weitere Infos und Lesetipps:
- Kinder & Medien auf familienland.bayern.de mit vielen Tipps, Links und Beratungsangeboten rund um Medienerziehung in Bayern
- Aufwachsen mit modernen Medien auf kindergesundheit-info.de
- Wie ein Kleinkind reagiert, wenn die Mutter die direkte Interaktion mit ihm abbricht und erstarrt (zum Beispiel beim Blick auf das Smartphone) zeigt das Video zum „Still Face Experiment". Hier geht es direkt zum Video. Leider nur in englischer Sprache, aber trotzdem gut nachvollziehbar.
- Hintergrundinfos zur Eltern-Kind-Bindung liefert die kostenfreie Broschüre „Stark durch Bindung". Sie liefert Tipps zur elterlichen Feinfühligkeit in den ersten Lebensjahren und ist in mehreren Sprachen erhältlich.